Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung (DEV)"
Die Erstellung von vereinheitlichten Analysenverfahren für die Untersuchung von Wasser war eines der Gründungsziele der Wasserchemischen Gesellschaft, damals "Fachgruppe für Wasserchemie", im Jahr 1928 und wurde seitdem in einem eigens eingerichteten Ausschuss verfolgt. Seit Mitte der 1970er Jahre wird die Mehrzahl der Einheitsverfahren im Format Deutscher Normen herausgegeben. Das erfordert bei der Standardisierung eine Vorgehensweise nach den Verfahrensregeln des Deutschen Instituts für Normung (DIN).
Der Hauptausschuss "Analysenverfahren – Entwicklung und Normung" der Wasserchemischen Gesellschaft ist daher seit mehr als 20 Jahren inhaltlich und formal eng mit dem DIN verbunden. Die wesentlichen Grundlagen hierfür sind die vertragliche Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und dem DIN einerseits (vorrangige Bearbeitung von Anträgen des Bundes und im Gegenzug eine Normungs-finanzierung) sowie zwischen Beuth-Verlag und Wiley VCH (Nutzung der Arbeitsergebnisse als DIN-Normen und DEV-Verfahren). Auf Basis dieser Kooperation hat der Bund neben der Verwendung von DIN-Normen über die Erarbeitung und Zitierung von DEV-"Blaudrucken" zusätzlich eine Möglichkeit, kurzfristig auf Anforderungen im Vollzug zu reagieren.
Bis 2005 trug das Normungsgremium "Wasser" die Bezeichnung "Arbeitsausschuss I 3 - Wasseruntersuchung im DIN NAW / Hauptausschuss I - Analysenverfahren in der Wasserchemischen Gesellschaft". Nach mehreren Umstrukturierungen und Änderungen im formalen Aufbau der DIN-Gremien trägt der Ausschuss nunmehr und zurzeit die Bezeichnung "NA 119-01-03 AA (Arbeitsausschuss) Wasseruntersuchung".
Anfangs wurden die genormten Einheitsverfahren als deutsche Normen der Normenserie DIN 38400 publiziert. Mittlerweile handelt es sich bei vielen Verfahren um ins deutsche Normenwerk übernommene EN-, EN ISO- oder ISO-Normen. Daher engagieren sich die Fachleute aus dem Ausschuss und seinen Untergremien auch in europäischen und internationalen Normungsgremien. Oftmals werden Vorlagen zu den Verfahren in den Arbeitskreisen des Ausschusses erarbeitet; dann obliegt die Projektleitung in den europäischen oder internationalen Arbeitskreisen einer aus dem deutschen Gremium delegierten Chairperson. Das CEN/TC 230 „Water analysis“ und das ISO/TC 147 "Water quality" sowie drei der sechs Unterausschüsse des ISO/TC 147 werden von Mitgliedern des Arbeitsausschusses geleitet.
Aktivititäten des Ausschusses
Die Aktivitäten des Ausschusses erwachsen sowohl aus den Erfordernissen der Verfahrensentwicklung, -standardisierung und -validierung als auch aus seiner Rolle als Arbeitsausschuss im DIN:
• Entscheidung über die Entwicklung neuer Verfahren
• Entscheidung über Normungsanträge
• Entscheidung über die Überarbeitung oder Zurückziehung veralteter Verfahren
• Verabschiedung von Vorlagen aus den Arbeitskreisen zu Norm-Entwürfen
• Entscheidung über die Einsprüche zu Norm-Entwürfen
• Entscheidung über die Annahme der Ergebnisse von Validierungsringversuchen
• Verabschiedung von Norm-Entwürfen zu Normen
• Entscheidung über die Annahme von Validierungsdokumenten
• Entscheidung über die Aufnahme von ISO-Normen ins deutsche Normenwerk
• Entscheidung über die Vorlagen aus den Arbeitskreisen zur Einreichung als Vorschläge für
europäische und/oder internationale Normungsprojekte
• Abgabe des deutschen Votums zu europäischen Norm-Entwürfen
• Abgabe des deutschen Votums zu internationalen Normen in den Entwurfsstadien CD,
DIS und FDIS
• Abgabe des deutschen Votums zu Vorschlägen neuer Normungsprojekte auf europäischer
und/oder internationaler Ebene
Die technische Erarbeitung oder Überarbeitung der einzelnen Verfahren findet in vom Hauptausschuss beauftragen Arbeitskreisen (AK), nach Themenbereichen gebündelt, unter dem Dach von mehreren Unterausschüssen (UA) statt. Da die Normungsarbeit teilweise auf europäischer und internationaler Ebene erfolgt, fungieren einige AK bzw. UA auch als Spiegelgremien für ISO Working Groups (WG) oder CEN Task Groups (TG) bzw. ISO Subcommittees (SC) oder CEN Working Groups (WG).
Aufgaben der Arbeitskreise
• Technische Erarbeitung des Verfahrens
• Vor-Validierung und Organisation des Validierungsringversuchs
• Erstellung der Vorlage für den Norm-Entwurf
• Einarbeitung der Kommentare und redaktionelle Weiterbearbeitung zur Norm
• Erstellung des Validierungsdokuments (bei nationalen Normen)
• Kommentierung von Dokumenten in Entwurfsstadien zu europäischen
und/oder internationalen Normen und Beratung des Arbeitsausschusses
• Übersetzung internationaler Normen ins Deutsche
Zur Dokumentation der Validierung eines Verfahren wird zu nationalen Normen der Reihe 38400 vom Projektleiter zusätzlich ein Validierungsdokument erstellt, das auch weitergehende technische Informationen zur Entstehung des Verfahrens enthält. Die Validierungsdokumente sind auf der Website der Wasserchemischen Gesellschaft abgelegt.
Unterausschüsse und Arbeitskreise
UA 1 | Allgemeine und anorganische Analytik |
AK 1.1 | Probenahme |
AK 1.4 | Chemometrie |
AK 1.5 | Fließanalysenverfahren |
AK 1.6 | CSB |
AK 1.11 | Atomspektrometrische Verfahren und Mineralisierung |
AK 1.12 | Ionenchromatographische Verfahren |
AK 1.21 | Gelöstsauerstoffmessung |
AK 1.23 | Einzelanalysensysteme |
AK 1.24 | Leistungsanforderungen und Konformitätsprüfungen für Prozess- und Feldmessgeräte für Wasser und Abwasser |
AK 1.25 | Chlor mit Phenylendiamin |
AK 1.26 | Leicht freisetzbares Sulfid |
AK 1.27 | TOC/DOC/TNb |
UA 2 | Organische Verbindungen |
AK 2.1 | Leichtflüchtige Verbindungen |
AK 2.5 | Pflanzenbehandlungsmittel und leichflüchtige Verbindungen, GC-Verfahren; SPME-GC-Verfahren |
AK 2.11 | Chlorparaffine |
AK 2.17 | Phenole und Kresole in Sickerwasser |
AK 2.16 | Verfahren mit LC/MS-MS |
AK 2.17 | SHKW mit GC-MS |
AK 2.18 | PAK mit GC-MS |
AK 2.19 | PFC in Wasser, Klärschlamm und Boden |
AK 2.20 | NSO-Heterozyklen |
UA 3 | Mikrobiologische Verfahren |
AK 3.1 | Vergleichbarkeit mikrobiologischer Nachweisverfahren |
UA 4 | Schlamm und Sedimente |
UA 5 | Biologische Verfahren |
AK 5.1 | Biotests |
AK 5.3 | Marine Biotests |
AK 5.6 | Biologisch-ökologische Gewässeruntersuchung |
AK 5.8 | TTC-Test |
AK 5.9 | Hormonelle Wirkungen (Xenohormone) |
AK 5.10 | BSB |
AK 5.11 | Chlorophyll |
AK 5.12 | Querschnittsthemen in der Ökotoxikologie |
UA 6 | Qualitätssicherung |
AK 6.1 | Analytische Qualitätssicherung für die chemische und physikalisch-chemische Wasseruntersuchung |
AK 6.3 | Messunsicherheit |
AK 6.4 | Ringversuche zur Eignungsprüfung |
AK 6.5 | Kalibrierung von Analysenverfahren |
UA 7 | Suborganismische Testverfahren |
AK 7.3 | Gentoxizität |
Stand 04.02.2014
Publikationen zur Normung wasseranalytischer Verfahren:
- Schmidt, S.: Bedeutung der Normung auf dem Gebiet der Wasseranalytik. Vom Wasser 102(1), 3-34 (2004)
- Schmidt, S.: International standardization of water analysis. Basis for comparative assessment of water quality. Environmental Science and Pollution Research 10(3), 183–187 (2003)
- Gordalla, B. C.: Standardized methods for water-quality assessment. In: Frimmel, F. H. (Ed.): Aquatic Chemistry and Microbiology. Treatise on Water Science (Series-Ed.: P. Wilderer), Vol. 3, pp. 263–302. Elsevier, Amsterdam (2011)