
vom 6. bis 8. Mai 2013 in Goslar
Kurzüberblick
Zentrales Thema: | Talsperren |
Veranstaltungsort: | Goslar |
Teilnehmerzahl: | ca. 240 |
Ehrungen: Ehrenvorsitz |
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel |
Ehrenmitgliedschaft: | Prof. Dr. Eckhard Worch |
Ehrennadelträger | Dr. Hinrich Woldmann |
Preisträger: Preis der Wasserchemischen Gesellschaft |
PD Dr. Martin Elsner |
Promotionspreis | Dr. Carsten Prasse |
Promotionspreis | Dr. Marco Scheurer |
Willy-Hager-Preis | Dr.-Ing. Thomas Riethmann |
Posterpreise | Susann Kutzner, TU Dresden |
Linda Gehrmann, IUTA Duisburg | |
Andreas Gondikas, Universität Wien | |
Jan-Helge Richard, TU Braunschweig | |
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"Wasser 2013" behandelte vor allem Themen zur Wasseraufbereitung und -analytik, zum Gewässerschutz (unter anderem Fracking) sowie zur Abwasserbehandlung und befasste sich mit Sedimenten, Kolloiden und Spurenstoffen.
Mit einem öffentlichen Abendvortrag über das UNESCO-Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft und einem Programmschwerpunkt zur Qualität von Trinkwasser aus Talsperren ging die Jahrestagung der Wasserchemischen Gesellschaft bewusst auch auf spezifische Fragestellungen vor Ort, am diesjährigen Tagungsort Goslar, ein.
Zur Eröffnung der Tagung wurden auch in diesem Jahr verdiente Wissenschaftler geehrt und Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet.
Verdienste um das Wasserfach:


Prof. Dr. Eckhard Worch (Bild links), Direktor des Instituts für Wasserchemie der TU Dresden, wurde zum Ehrenmitglied ernannt.
Diese Auszeichnung vergab die Wasserchemische Gesellschaft jetzt zum sechsten Mal und würdigt damit die Verdienste ihres ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden, die er sich insbesondere um das Schrifttum der Wasserchemischen Gesellschaft erworben hat.

Die Ehrennadel, sie wurde seit 1981 32 Mal vergeben, erhielt in diesem Jahr Dr. Hinrich Woldmann (Bild rechts), Buxtehude.
Seit 1968 Fachgruppenmitglied, hat er als Rechnungsprüfer und in Programmausschüssen über viele Jahre die Arbeit der Wasserchemischen Gesellschaft maßgeblich unterstützt.
Ausgezeichneter Nachwuchs:

In diesem Jahr wurden zum dritten Mal Preisgelder aus der Walter-Kölle-Stiftung vergeben: Der ehemalige Fachgruppenpreis, jetzt Preis der Wasserchemischen Gesellschaft, ist mit 3000 Euro dotiert und ging an PD Dr. Martin Elsner (2.v.l.), Institut für Grundwasserökologie, Helmholtz-Zentrum München, Neuherberg. Der Promotionspreis auf dem Gebiet der Wasserchemie, ebenfalls gefördert von der Walter-Kölle-Stiftung und dotiert mit 1500 Euro, wurde in diesem Jahr zweimal vergeben und ging an Dr. Carsten Prasse (ganz links), Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz, und an Dr. Marco Scheurer (2.v.r.), DVGW-Technologiezentrum Wasser, Karlsruhe.
Elsner erhielt die Auszeichnung für seine umfassenden Arbeiten, mit denen er das Verständnis über das Verhalten organischer Schadstoffe in der Umwelt maßgeblich erweitern konnte. Zur Aufklärung der Transformation organischer Schadstoffe in wässrigen Systemen wandte er isotopengeochemischer Methoden an. Seine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Isotopenmassenspektrometrie und der mechanistischen Erklärung der Isotopenfraktionierung bei Transformationen organischer Schadstoffe wurden international viel beachtet und haben der wasserchemischen Forschung wichtige neue Impulse gegeben.
Prasse erhielt den Promotionspreis für seine Dissertation „Analyse, Vorkommen und Verhalten von Antivirenmitteln in der aquatischen Umwelt“.
Scheurer wurde für seine Dissertation „Artificial sweeteners, studies of their environmental fate, drinking water relevance, use as anthropogenic markers and ozonation products“ ausgezeichnet. In seinem Preisträgervortrag spricht er über „Vier Jahre künstliche Süßstoffe in der Wasseranalytik – Überblick und Nutzen für das Wasserfach“.

In diesem Jahr erhielt Dr.-Ing. Thomas Riethmann die Auszeichnung für seine Dissertation über Untersuchungen zur Sorption von Quecksilber aus Verbrennungsabgasen und Nebenprodukten in Entschwefelungsanlagen, die er am Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik der Universität Stuttgart durchgeführt hat.
Herausgegriffen: Forschung zu Radikalen, Nanopartikeln und Fracking
Am Institut für Instrumentelle Analytik der Universität Duisburg-Essen befasst sich Holger Lutze mit Sulfatradikalen als einer möglichen Alternative zur oxidativen Wasserbehandlung mit Hydroxylradikalen, die als hochreaktive Spezies in erweiterten Oxidationsprozessen zur Beseitigung von Schadstoffen erzeugt werden. Sulfatradikale lassen sich durch Photolyse leicht aus Peroxodisulfat-Anionen gewinnen und könnten möglicherweise selektiver wirken. In seinem Beitrag diskutiert er den Einfluss von Chlorid auf sulfatradikal-basierte Prozesse.
Mit dem Verhalten von Titandioxid-Nanopartikeln bei der Trinkwasseraufbereitung befasst sich Dipl.-Ing. Martin Tröster. Sie finden Anwendung in verschiedenen Konsum- und Industrieprodukten, beispielsweise in Sonnencremes oder Pigmenten, und bei industriellen Prozessen, beispielsweise als Oxidationsmittel unter Ausnutzung ihrer photokatalytischen Eigenschaften. In die aquatische Umwelt können sie unter anderem durch Ablaufwasser von Fassaden oder durch Einleitungen aus Kläranlagen eingetragen werden. Das Auftreten von nanopartikulärem Titandioxid, dessen Stabilität, Verhalten und Auswirkungen auf die aquatische Umwelt sind daher Gegenstand aktueller Forschung. Primäre Titandioxid-Partikel liegen typischerweise in einem Größenbereich von fünf bis 50 Nanometern vor. In wässrigen Suspensionen neigen die primären Partikel dazu, Aggregate zu bilden, die ein bis zwei Größenordnungen über denen der Primärpartikel liegen. Die Größe der Aggregate beeinflusst deren Entfernbarkeit aus wässrigen Systemen und hängt stark von Wassereigenschaften wie pH-Wert, Temperatur oder Salzgehalt ab. Aus dem Rohwasser für die Trinkwasserversorgung, also in einer geeigneten Stufe der Trinkwasseraufbereitung, müssen die metalloxidischen Nanopartikel entfernt werden, das gilt umso mehr, falls nanopartikuläres Titandioxid auch als Photokatalysator in der Wasseraufbereitung zum Einsatz kommen sollte. Ob die Verfahren der Mikro- und Ultrafitration die Nanopartikel ausreichend gut abscheiden und zurückhalten, wird unter anderem am DVGW-Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe mit analytisch-chemischen Methoden untersucht.
Hydraulic Fracturing (Fracking) bietet neue Herausforderungen für die wasserchemische Forschung. Bei diesem Prozess, der vor allem der Gewinnung von unkonventionellem Erdgas, beispielsweise in Schiefergesteinen, dient, ist eine Reihe von Chemikalien vonnöten, die über die Fracking-Flüssigkeiten in die Bohrlöcher injiziert werden. Ihr Anteil beträgt meist 0,1 bis 2 Prozent, kann aber auch deutlich darüber hinausgehen. Die Chemikalien können ins Grundwasser oder durch ungeeignete Aufbereitung und Entsorgung auch in Oberflächengewässer gelangen. Daher sind die verwendeten Additivtypen, wann sie während des Prozesses zu welchem Zweck und in welchen Mengen eingesetzt werden, Verbreitungspfade und das Risikopotenzial Ziel laufender Forschungsarbeiten, wie sie zum Beispiel am Institut für Grundwasserökologie in Neuherberg, durchgeführt werden. Feldstudien in Kooperation mit der Duke University, North Carolina, sollen zu einer Risikoabschätzung von Grundwasserkontaminationen durch Methan und mit Fracking assoziierten flüchtigen organischen Substanzen beitragen. In Laborexperimenten soll das Verhalten ausgewählter organischer Substanzen unter hohem Druck in Gegenwart von gasführendem Gestein analysiert werden. Die Arbeitsgruppe aus Neuherberg plädiert dafür, die Forschungsaktivitäten in Deutschland im Zusammenhang mit Hydraulic Fracturing zu koordinieren und abzustimmen. Ein Schritt dazu wird die anstehende Gründung eines entsprechenden Arbeitskreises in der Wasserchemischen Gesellschaft sein, der in enger Kooperation mit der Fachsektion Hydrogeologie in der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (FH-DGG) demnächst seine Arbeit aufnehmen soll und von Martin Elsner geleitet wird, der zu Fracking-Chemikalien auch in Goslar vortrug.